Freefall 1019

Schnell raus bevor die Gläubiger reinkommen
[!0.987]2004-10-13

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Ich hab es dir ausdrücklich verboten, auf dem Zugdach zu fahren!
Aber Du hast es Helix nicht verboten.
Vom Kapitän eines Schiffs wird erwartet, bereit zu sein, selbst all das zu tun, das er von seiner Mannschaft erwartet.
Sam, was mach ich mit dir?
Wie wär's mit Gefängnis?
Darauf fall ich nicht rein. Du weißt genauso gut wie ich, dass Du dort Hausverbot hast, bis Du sagst, wo du die Zellen­türen versteckt hast.

„Mein Meisterstück des Unfugs geschah in der Studentenverbindung. Eines Morgens wachte ich sehr früh auf, etwa um fünf Uhr, und konnte nicht wieder einschlafen, also ging ich ging ich von den Schlafräumen nach unten und entdeckte einige Schilder, die an Schnüren hingen und auf denen Dinge standen wie „TÜR! TÜR! WER HAT DIE TÜR GEKLAUT?“ Ich sah, dass jemand eine Tür aus den Angeln gehoben hatte, und an ihrer Stelle hing ein Schild, auf dem stand: „BITTE SCHLIESSEN SIE DIE TÜR!“ - das Schild, das früher an der fehlenden Tür hing.
Mi war sofort klar, was das sollte. In diesem Raum arbeiteten ein Typ namens Pete Bernays und ein paar andere Typen sehr gerne und wollten es immer ruhig haben. Wenn man in ihren Raum kam, um etwas zu suchen oder sie zu fragen, wie sie das Problem gelöst haben, hörte man beim Verlassen des Raums immer die beiden schreien: „Bitte, bitte!“, hörte man diese Jungs immer schreien: „Bitte schließen Sie die Tür!“
Jemand hatte es wohl satt, und hatte die Tür abmontiert. Nun hatte dieses Zimmer zufällig zwei Türen, so wie es gebaut war, also hatte ich eine Idee: Ich hob die andere Tür aus den Angeln, trug sie nach unten und versteckte sie im Keller hinter dem Öltank. Dann ging ich leise wieder nach oben und ging ins Bett.
Später am Morgen tat ich so, als wäre ich aufgewacht und kam etwas später die Treppe herunter. Die anderen Jungs liefen herum, und Pete und seine Freunde waren ganz aufgeregt: Die Türen zu ihrem Zimmer fehlten, und sie mussten lernen, bla, bla, bla, bla. Ich kam die Treppe runter und sie sagten. „Feynman! Hast du die Türen genommen?“ „Oh, ja!“, sagte ich, „Ich habe die Tür genommen. Ihr könnt hier die Kratzer an meinen Knöcheln sehen, die ich mir beim Tragen der Tür in den Keller holte.“
Sie waren mit meiner Antwort nicht zufrieden; tatsächlich glaubten sie mir nicht.
Die Typen, die die erste Tür genommen hatten, hatten so viele Hinweise hinterlassen - zum Beispiel die Handschrift auf den Schildern - dass sie bald identifiziert wurden. Meine Idee war, dass, wenn herausgefunden wird, wer die erste Tür gestohlen hat, jeder denken würde, dass sie auch die andere Tür gestohlen haben. Es hat perfekt funktioniert: Die Jungs, die die erste Tür gestohlen hatten, wurden von allen gequält und gefoltert und bearbeitet, bis sie schließlich unter großen Schmerzen und Schwierigkeiten ihre Peiniger davon überzeugten, dass sie nur eine Tür genommen hatten, so unglaublich das auch sein mag.
Ich hörte mir das alles an und war glücklich.
Die andere Tür blieb eine ganze Woche lang verschwunden, und es wurde für die Jungs, die in diesem Raum zu lernen versuchten, immer wichtiger, dass die andere Tür gefunden wird.
Schließlich, um das Problem zu lösen, sagt der Präsident der Studentenverbindung beim Abendbrot: „Wir müssen das Problem mit der anderen Tür lösen. Ich habe das Problem selbst nicht lösen können, also hätte ich gerne Vorschläge von euch, wie wir das Problem lösen können, denn Pete und die anderen versuchen zu lernen.“ Jemand macht einen Vorschlag, dann ein anderer.
Nach einer kleinen Weile stand ich auf und machte einen Vorschlag. „In Ordnung“, sage ich mit sarkastischer Stimme, „wer auch immer du bist, der die Tür gestohlen hat, wir wissen, dass Du wunderbar. Du bist so clever! Wir können nicht herausfinden, wer du bist, also musst du eine Art Supergenie sein. Du brauchst uns nicht zu sagen, wer du bist, wir wollen nur wissen, wo die Tür ist. Wenn Du also irgendwo einen Zettel hinterlässt, der uns sagt, wo die Tür ist, werden wir dich ehren und zugeben, dass Du ein Super-Wunder bist, dass du so schlau bist, dass du die andere Tür nehmen könntest, ohne dass wir herausfinden können, wer du bist. Aber um Gottes willen, lass einfach den Zettel irgendwo liegen, und wir werden dir ewig dafür dankbar sein.“
Der nächste Typ macht seinen Vorschlag: „Ich habe eine andere Idee“, sagt er, „Ich denke, dass Sie als Präsident jeden Mann bitten sollten, auf sein Ehrenwort gegenüber der Studentenverbindung zu sagen, ob er die Tür genommen hat oder nicht.“
Der Präsident sagt: „Das ist eine sehr gute Idee. Auf das Ehrenwort der Verbindung!“ Also geht er um den Tisch herum und fragt jeden, einen nach dem anderen: „Jack, hast du die Tür genommen?“
„Nein, Sir, ich habe die Tür nicht genommen.“
„Tim: Hast du die Tür genommen?“
„Nein, Sir! Ich habe die Tür nicht genommen!“
„Maurice. Hast du die Tür genommen?“
„Nein, ich habe die Tür nicht genommen, Sir.“
„Feynman, hast du die Tür genommen?“
„Ja, ich nahm die Tür.“
„Hör auf, Feynman; das ist ernst! Sam! Hast Du die Tür genommen …“ - …ging es weiter, bis alle befragt waren. Alle waren schockiert. Es muss eine echte Ratte in der Studentenverbindung sein, die das Ehrenwort nicht respektiert hat!
In dieser Nacht hinterließ ich einen Zettel mit einem kleinen Bild von dem Öltank und der Tür daneben, und am nächsten Tag fanden sie die Tür und brachten sie zurück. Irgendwann später gab ich schließlich zu, die andere Tür genommen zu haben, und ich wurde von allen beschuldigt, zu lügen. Sie konnten sich nicht erinnern, was ich gesagt hatte. Alles, woran sie sich erinnern konnten, war ihre Schlussfolgerung, nachdem der Präsident der Burschenschaft um den Tisch gegangen war und jeden gefragt hatte, dass niemand zugegeben hatte die Tür genommen zu haben. An diese Idee erinnerten sie sich, aber nicht an die Worte.“
Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman. Abenteuer eines neugierigen Physikers. ISBN 3-492-21347-2

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